Suche

/ languages

Choisir langue
 

Vergangenheitsbewältigung

Maillé - ein vergessenes Massaker

Artikel vom 25.08.2008 Letzte Aktualisierung am 25.08.2008 12:43 TU

Maillé - ruinesPhoto : Maison du souvenir - Maillé

Maillé - ruines
Photo : Maison du souvenir - Maillé

Seit langem ist das zentralfranzösische Dorf Oradour sur Glane das Symbol für die Gräueltaten der Nazis in Frankreich. Weit weniger bekannt ist Maillé bei Tours. Auch dort fand am 25. August 1944, am selben Tag, an dem Paris befreit wurde, ein Massenmord statt. Zum erstenmal nahm heute ein französischer Staatspräsident an den Gedenkfeiern teil. Nicolas Sarkozy wollte damit eine "Ungerechtigkeit" wieder gut machen.

64 Jahre lang hatte Frankreich, hatten seine Staatspräsidenten und Rgierungen das Massaker von Maillé ignoriert. Frankreich habe damit einen moralischen Fehler begangen, sagte Sarkozy heute in seiner Ansprache.

Deutsche Truppen töteten in Maillé am 25. August 1944 124 Menschen, darunter 44 Kinder. Die genauen Umstände des Massakers sind bis heute nicht vollständig aufgeklärt.

Serge Martin ist ein Überlebender. Er war in den Ferien bei seinen Grosseltern. 

Als ich zurückkam war keiner mehr da. Das Haus war zerstört. Meine Familie massakriert. Meine Eltern, meine zwei Brüder und meine zwei kleinen Schwestern. Auch wenn die Ermittlungen nichts daran ändern werden, ist es wichtig für uns, endlich die Wahrheit zu kennen.

Der deutsche Oberstaatsanwalt Ulrich Maaß führt seit einiger Zeit Ermittlungen in Maillé wegen Kriegsverbrechen. Er konzentriert sich dabei auf die Suche nach überlebenden Tätern.

Der Staatsanwalt in Orléans, Jean-Michel Ducrau, weist auf die die Schwierigkeit der Ermittlungen hin. 

Jede Zeugenaussage gibt nur ein Bruchstück der Hergangs preis. "Ich habe Schüsse gehört..."... "Die Schüsse kamen aus dieser Richtung..." Jedoch, über die Täter, ihre Vorgehensweise und Organisation wissen wir nur wenig. In Frankreich sind Kriegsverbrechen nach 30 Jahren verjährt. In Deutschland gibt es eine solche Verjährung nicht; Die Täter können ohne Einschränkung verfolgt werden, egal, wie lange die Tat schon her ist.

Ein deutscher Soldat ist für das Massaker in Abwesenheit verurteilt worden; er ist 1965 gestorben.

Ulrich Maaß war Anfang Juli in Maillé und will im November erneut kommen. Die Ermittlungen werden voraussichtlich noch zwei Jahre dauern.