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Atomenergie

Präsident Sarkozy baut einen zweiten EPR in Frankreich

 Siegfried Forster

Artikel vom 30.01.2009 Letzte Aktualisierung am 30.01.2009 17:29 TU

Ein Atomkraftgegner mobilisiert gegen den EPR.(Photo : AFP)
Während Millionen Menschen auf den Strassen gegen seine Politik demonstrierte, hatte Präsident Sarkozy nur eines im Sinn. Am Abend nach den Streiks gab er die Entscheidung bekannt, dass Frankreich für 3 Milliarden Euro einen neuen Atommeiler bauen wird.

Der zweite «Europäische Druckwasserreaktor» (EPR) in Frankreich soll ab 2012 in Penly in der Normandie entstehen und 2017 ans Netz gehen. Den Zuschlag erhielt der staatliche Stromversorger EDF, der Konkurrent GdF Suez soll an dem Projekt beteiligt werden. Der neue Reaktor sei wichtig für die unabhängige und sichere Energieversorgung, erklärte Pierre Gadonneix, Chef des federführenden EDF-Konzerns:

"Diese Entscheidung liegt auf der Linie der Strategie von EDF: Angesichts der aktuellen großen Herausforderungen im Energiebereich muss man investieren. Investitionen in unterschiedlichen Bereichen: Energie-Einsparung, Erneuerbare Energien und das ist ganz klar eine Möglichkeit, die Atomkraft in der Welt neu zu lancieren."

EDF-Chef Gadonneix betonte weiter, der EPR in Penly sei einer von insgesamt zehn Druckwasser-Reaktoren, die EDF bis 2010 weltweit konstruieren wolle. Neben Frankreich und Finnland nannte er Projekte in China, Großbritannien und den USA.

Die EPRs sind Reaktoren der dritten Generation und wurden von Siemens und dem französischen Atomkonzern Areva gemeinsam entwickelt.

Der erste EPR-Reaktor soll nach zahlreichen Verzögerungen 2012 in Finnland den Betrieb aufnehmen. Die finnische Betreiberfirma TVO hat bereits angekündigt, Siemens und Areva für die 38monatigen Verspätungen Schadenersatzzahlungen in Höhe von 38 Milliarden Euro geltend zu machen. In Flamanville am Ärmelkanal wurde 2007 trotz erheblicher Proteste mit dem Bau des ersten EPR in Frankreich begonnen... Umweltverbände halten die Entscheidung für einen Irrweg. Greenpeace erklärte, Frankreich setze auf den grenzenlosen Verbrauch zum Profit der Atomindustrie. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien werde darunter leiden.  Stéphane L'Homme von dem atomkritischen Netzwerk "Sortir du nucléaire" bezeichnet Sarkozys Entscheidung als absurd:

"Die Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland zeigt, dass dadurch dort 250.000 Arbeitsplätze geschaffen worden sind. Tendenz steigend. Während die Atomindustrie auch 50 Jahre nach Beginn der Atomkraft weniger als 100.000 Arbeitnehmer beschäftigt. Wirtschaftlich gesehen ist das ein Reinfall. In diesem Winter haben wir während der Kältewelle gesehen, dass Frankreich zusätzliche Generatoren anwerfen musste, weil die Atommeiler den Bedarf in Spitzenzeiten nicht befriedigen kann. Frankreich ist gezwungen, Strom einzuführen, weil wir zuviele Atomreaktoren haben und zuwenig andere Energieträger. Abgesehen von den Unfallgefahren und dem Problem des Atommülls ist diese Entscheidung, einen weiteren Druckwasserreaktor in Frankreich zu bauen, absurd."

Umweltschützer warnten außerdem, der mindestens 3 Milliarden Euro neue Reaktor werde Frankreich daran hindern, seine Verpflichtung im Rahmen des EU-Klimapaktes zu erfüllen, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen. Die Umweltschützer werfen Sarkozy zudem Wortbruch vor. Auf einer nationalen Umweltkonferenz vor anderthalb Jahren hatte der Präsident erklärt, er wolle keine neuen Atomkraftwerke.