Siegfried Forster
Artikel vom 04.06.2009 Letzte Aktualisierung am 05.06.2009 13:38 TU
Nach dem Außerirdischen E.T. will nun Frankreichs Überirdischer Yann Arthus-Bertrand nach Hause. „Home“ ist sein erster Dokumentarfilm, aber alles riecht nach altbewährter Methode. Mit seinen Fotos aus der Vogelperspektive wurde er in den 90er Jahren weltberühmt und reich. Sein Fotoband spülte allein sechs Millionen Euro an Autorenrechten in seine Kassen. Zuletzt hatte er mit „6 Milliarden andere“ Tausende Menschen auf allen Kontinenten abgefilmt und sie von ihren Freuden und Leiden erzählen lassen.
Umweltschutz ohne Drehbuch
Diesmal präsentiert der 63jährige Yann Arthus-Bertrand einen 10 Millionen Euro teuren Dokumentarfilm aus der Luft – ein Engagement für mehr Umweltschutz, für das er nach eigenen Worten kein Drehbuch nötig hatte. Eine Warnung vor der drohenden Umweltkatastrophe, die er – halten Sie sich fest – als Wiederholungstäter erneut vom Hubschrauber aus filmte. Mit anderen Worten: wenn nötig, fährt Umweltsoldat Arthus-Bertrand mit dem Panzer in die Berge, um das Edelweiß zu schützen. Schweißtreibendes Bergsteigen ist seine Sache nicht, er hält lieber aus dem Helikopter mit dem Teleobjektiv drauf und bemüht sich um schöne ästhetisierende Bilder. Seine Stärke und Schwäche zugleich, wie er selbst eingesteht.
„Mein größter Albtraum, das war Indien"
Auf die Frage, wie das Filmen in den 55 Ländern abgelaufen sei, antwortete er gegenüber der Weltzeitung LE MONDE: „Mein größter Albtraum, das war Indien… die Hälfte des Bildmaterials wurde beschlagnahmt.“ Arthus-Bertrand als Weltbürger, der fremde Menschen und fremde Kulturen nur als Ameisen und unwirtliches Gelände wahrnimmt, die man am besten aus gebührender Höhe überfliegt. Männer, Frauen, Kinder, deren einzige Funktion darin besteht, als namenlose Statisten sein Hochglanz-Projekt zu unterstützen und ihre Häuser, Felder, Flüsse, Wüsten, Berge als Dekor für eine Bestandsaufnahme der fortschreitenden Umweltzerstörung bereitzustellen. Vielleicht ist das der größte Unterschied zwischen einer „Heimat“, die jeder bewahren will und Yann Arthus-Bertrands „Home“. Der Bilderjäger plünderte wieder einmal den Planeten – im Namen des Umweltschutzes.
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