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Ausstellung

Die Lippis in Paris

 Ulrike Sachweh

Artikel vom 25.06.2009 Letzte Aktualisierung am 25.06.2009 11:50 TU

"Vierge à l'Enfant", Filippino Lippi (vers 1457).© Archivio Museo Civico di Prato
Das Pariser Musée du Luxembourg hat schon mehrere Meister der italienischen Malerei ausgestellt. Nach Raffael, Botticelli, Veronese, Tizian und Arcimboldo ist die diesjährige Sommerausstellung bis zum 2. August den etwas weniger bekannten Meistern der toskanischen Frührenaissance gewidmet: Filippo und Filippino Lippi, Vater und Sohn, die lange Jahre in Prato 15 Kilometer nördlich von Florenz aktiv waren. Von dort kommen auch die etwa 50 Exponate der Ausstellung, von denen viele bisher niemals Italien verlassen hatten.

Filippo Lippi stammte aus Florenz und öffnete 1452 eine Werkstatt in Prato, wo er unter anderem an den Fresken für den Chor des dortigen Domes arbeitete. Wie viele Künstler damals in Italien war er Mönch, allerdings kein sehr beispielhafter Mönch, wie die Ko-Kuratorin der Ausstellung, Cristina Gnoni Mavarelli erläutert:

Wenn man ihn mit einem modernen Ausdruck beschreiben wollte, würde man von einer "border-line"-Persönlichkeit sprechen. Denn obwohl er Mönch war und Bruder im Karmeliterkloster von Florenz, hat er sich in Prato in eine Nonne verliebt, Lucrezia Buti, eine Augustinerin im Kloster Santa Margherita. Lucrezia ist die uneheliche Mutter des großen Malers Filippino Lippi und seiner Schwester Alessandra. Das war damals ein großer Skandal in der geistlichen und höfischen Gesellschaft Pratos. Doch dank der Kraft seiner Kunst und dank der Protektion seiner Auftraggeber, er war der Lieblingsmaler von Cosimo von Medici, schafft er es, weiter arbeiten zu können, seine Fresken zu malen, sogar Mönch zu bleiben. Bis zu seinem Lebensende bleibt Filippo Lippi Fra Filippo.

Zugegeben, seinen Madonnen sieht man seine Zügellosigkeit im Privatleben keineswegs an, und auch seine Verkündigungs- und anderen Bibelszenen sind über jeden Tadel erhaben. Im Musée du Luxembourg sind einige seiner schönsten Altarbilder zu sehen, die ihn als einen Vorläufer der berühmteren Meister der Renaissance zeigen. Cristina Gnoni Mavarelli:

Das Werk Filippo Lippis bringt eine wichtige Erneuerung in die Malerei der Renaissance in Florenz. Sein innovativer Charakter wird schon von Giorgio Vasari gewürdigt. Er hat über Lippi geschrieben, er male Figuren, die größer als die echten seien, seine Figuren sind überdimensioniert im Vergleich zum Rest der dargestellten Szenen. Er war darin ein Vorreiter von Michelangelo. Gleichzeitig sind seine Figuren selten statisch, meistens stellt er sie in Bewegung dar, wie die tanzende Salome, deren Kleider im Wind wehen, darin ist er ein Vorbild für Botticelli. Der war sein direkter Schüler in seiner Florentiner Werkstatt und hat wahrscheinlich an einigen Fresken in Prato mit gearbeitet.

Auch sein eigener Sohn Filippino hat bei ihm gelernt, sein Stil ist allerdings schon manieristischer als der seines Vaters. Entgegen der Ankündigung des Ausstellungstitels sind nicht alle 50 Exponate von Fra Filippo und Filippino Lippi, gut die Hälfte stammen von anderen Künstlern. Da ist zum Beispiel ein Tabernakel von Donatello, eine Kreuzigung von Botticelli, und eine Madonna mit Kind von dem sogenannten Meister von San Miniato, vielleicht das schönste Bild der gesamten Schau. Cristina Gnoni Mavarelli:

Ich möchte unterstreichen, dass es sich hier nicht um eine monographische Ausstellung über Filippo Lippi handelt. Wir wollten in erster Linie Werke aus seiner Prato-Periode zeigen, als er seine eigene Werkstatt in Prato hatte, in der viele andere Künstler arbeiteten, wie sein Alter Ego Fra Diamante, seine großen Altarbilder sind damals alle in Zusammenarbeit mit Fra Diamante entstanden. Wir wollten auch den Einfluss zeigen, den er und sein Sohn Filippino auf die Prateser Meister zu jener Zeit ausgeübt haben.

Bis zum 2. August haben Sie noch Zeit, sich die Ausstellung im Musée du Luxembourg anzusehen.