Ulrike Sachweh
Artikel vom 30.06.2009 Letzte Aktualisierung am 30.06.2009 13:30 TU
Seit zwei Jahren gibt es am Pariser Stadtrand einen Platz des 9. November 1989, in Erinnerung an den Fall der Berliner Mauer. Bisher war das ein anonymer Platz und nur eine Haltestelle der Tramlinie T3. Mit dem Mauerfragment, das früher mal am Potsdamer Platz stand, bekommt der Ort nun seine Identität. Das Geschenk des Berliner Senats an die Stadt Paris hat für Oberbürgermeister Delanoë eine eminent symbolische Bedeutung.
Vor der Einweihung des Mauerstücks haben die beiden Bürgermeister im Hotel de Ville eine neue Rahmenvereinbarung zur Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Hauptstädten unterzeichnet, für Klaus Wowereit die logische Fortsetzung einer Kooperation, die schon seit 22 Jahren besteht.
Wir bestätigen diese langjährige Kooperation nochmal, wir wollen einen Austausch haben unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wollen weiter den Jugendaustausch pflegen, den Kulturaustausch, aber auch im Bereich des Sports, aber ein ganz wichtiger Schwerpunkt ist und bleibt der Jugendaustausch.
Die Beziehungen zwischen Berlin und Paris sind also weiter ungetrübt, was man auf Regierungsebene nicht gerade sagen kann. Als Bevollmächtigter der Bundesregierung für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit muss Klaus Wowereit nun wieder einmal mit neuen Ansprechpartnern Bekanntschaft machen, denn sowohl im Kultur- als auch im Bildungsministerium gab es bei der Regierungsumbildung vergangene Woche einen Ministerwechsel. Weder den einen noch den anderen konnte Wowereit bei seinem Parisbesuch treffen, nur der neue Staatssekretär für Europa und deutsch-französische Angelegenheiten, Pierre Lellouche, hatte Zeit für eine kurze Unterredung. Für Klaus Wowereit bleibt noch viel zu tun.
Wir müssen immer noch auf beiden Seiten dafür werben, dass die Partnersprache gefördert wird. Wir wollen in Deutschland mehr Abi-Bac-Schulen haben, das ist eine Herausforderung für uns, gerade in den neuen Ländern. und natürlich ist auch die Förderung der deutschen Sprache in Frankreich ganz wichtig, dazu muss man die Institutionen und die Organisationen fördern und immer wieder mahnen, dass das nicht zur Selbstverständlichkeit wird, sondern eine dauernde Aufgabe ist.
Der Berliner Bürgermeister hatte sich auch persönlich für den Erhalt der deutschsprachigen Sendungen von Radio France Internationale eingesetzt. Dass die nun doch abgeschafft werden sollen, ist für ihn alles andere als ein positives Zeichen.
Das ist ein Verlust für unsere guten Beziehungen. Es ist immer wichtig, dass berichtet wird, in Frankreich über Deutschland und in Deutschland über Frankreich, und jeder Beitrag, der nicht mehr gesendet werden kann, ist natürlich ein Verlust für Informationen, für Anregungen für zukünftige Projekte.
Auch Bertrand Delanoë versteht nicht, dass die Sendungen eingestellt werden.
Das ist doch Wahnsinn! Ich denke RFI ist ein Instrument des Austauschs und der Präsenz der französischen Identität, und das nicht mit Arroganz, sondern mit Großzügigkeit. Und es ist nicht möglich, an unser Leben in der Welt zu denken, ohne an unser Leben mit den Deutschen zu denken. ich weiß nicht, ob die Entscheidung definitiv ist, ob es noch eine Hoffnung gibt, doch man muss Deutschland als einen wesentlichen Ort des Austauschs für die französische Identität betrachten.
Der Pariser Tag Klaus Wowereits endete mit der Überreichung der deutsch-französischen Journalistenpreise. Der Medienpreis ging in diesem Jahr an Simone Veil, ehemalige Deportierte in Ravensbrück, die in den 70er Jahren als Gesundheitsministerin den Schwangerschaftsabbruch legalisierte und später Präsidentin des EU-Parlaments war. "Ihr Glaube an Frieden, Freiheit und Völkerverständigung hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Frankreich und Deutschland wieder aufeinander zugingen und so ein friedliches, geeintes Europa mit unseren beiden Ländern als Partner und Freunde entstehen konnte", so der Berliner Bürgermeister in seiner Laudatio.
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