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Vetternwirtschaft

Karrierepläne von Sarkozy Junior stoßen auf Widerstand ... und auf Verteidiger

 Günter Liehr, Ann-Catherine Cavalli

Artikel vom 12.10.2009 Letzte Aktualisierung am 13.10.2009 13:29 TU

Jean Sarkozy(Foto: Reuters)
Die Ernennung des 23-jährigen Jean Sarkozy zum Chef einer Behörde, die Milliardenaufträge abwickelt, sorgt in Frankreich für Empörung. Die Opposition spricht angesichts des erstaunlichen Karrieresprungs des Sohnes von Staatspräsident Nicolas Sarkozy von Vetternwirtschaft und sieht die Grundwerte der Republik bedroht. Nach diesen Vorwürfen hat der Präsident und Vater nun seinen Sohn vor Kritik an dessen Plänen in Schutz genommen.

Jean Sarkozy, der ein UMP-Mandat im Generalrat des Départements Hauts-de-Seine innehat, ist der designierte Chef der Behörde EPAD, die das Geschäftsviertel La Défense westlich von Paris verwaltet.

Nur weil er Sarkozy heiße, werde ein Jurastudent im zweiten Studienjahr für die Spitze der EPAD, der einflussreichen Entwicklungsbehörde für das Pariser Geschäftsviertel La Defense nominiert, sagte am Montag der sozialistische Abgeordnete Arnaud Montebourg. Posten müssten nach Qualifikation und Leistung vergeben werden. "Aber was ist die Leistung von Herrn Sarkozy - außer der Sohn seines Vaters zu sein?"

Der Präsident habe sich "des Staates bemächtigt", warf ihm der ehemalige Sozialistenchef François Hollande vor. Die Wahl zum Präsidenten sei aber nicht "die Beförderung zum Monarchen samt Familie". Sarkozy schädige das Bild Frankreichs im Ausland, wo das Geschehen "mit Spott, Belustigung und Sarkasmus" betrachtet werde.

Es sei schwer zu glauben, dass der Posten für Jean Sarkozy "allein etwas mit seinen Verdiensten und nichts mit seinem Familiennamen zu tun hat", schrieb die linke Zeitung "Libération". Mehrere Blätter verglichen den Fall mit der Erbfolge in der französischen Königszeit - "vor der Revolution", wie die Zeitung "L'Alsace" bemerkte. "La Charente Libre" warnte davor, dass die Affäre Frankreich im Ausland als "Bananenrepublik" erscheinen lasse.

Sarkozys Regierung geht unterdessen zum Gegenangriff über. Premierminister François Fillon, ein halbes dutzend Kabinettsmitglieder sowie Berater Sarkozys stellten sich hinter den Präsidenten und die Karrierepläne seines Sohnes. Die Kritik habe keine Grundlage, sagte Fillon. Jean Sarkozy solle schließlich auf den Posten "gewählt und nicht ernannt" werden. Dass er Sohn des Staatspräsidenten sei, habe nichts damit zu tun.

Für UMP-Sprecher Frédéric Lefebvre gibt es keinen Grund, an den Fähigkeiten des Präsidentensohnes zu zweifeln:

Frédéric Lefebvre

12/10/2009

"In diesem Land hat es niemanden schockiert, dass Martine Aubry, die Tochter von Jacques Delors, in die Politik gegangen ist. Niemanden hat es schockiert, dass Guillaume Depardieu sein Schauspielertalent entfaltet hat, er, dessen Vater der berühmte Gérard Depardieu war. Ich möchte einmal wissen, warum es einzig gegenüber Jean Sarkozy solche böswilligen Unterstellungen gibt!"

Führende Vertreter der regierenden Konservativen wiesen den Vorwurf des Nepotismus jedoch zurück. Der scheidende EPAD-Chef und Minister für wirtschaftlichen Aufschwung, Patrick Devedjian, erklärte, Jean Sarkozy werde das nötige Handwerkszeug in seinem neuen Job erlernen. Er sei ein intelligenter Bursche.

Jean Sarkozy selbst sagte, er wolle nicht auf eine politische Karriere verzichten, nur weil er Sohn des Präsidenten sei. "Was ich auch sage, was ich auch mache, ich werde immer kritisiert werden", sagte der Jurastudent "Le Parisien". Dabei werde schnell vergessen, dass er seit zwei Jahren vom Volk gewählter Kommunalpolitiker sei. "Was soll ich denn machen? Ins Exil gehen?"

Im Département Hauts-de-Seine wurde unterdessen eine Petition gegen Jean Sarkozy lanciert, die in kürzester Zeit über 8000 Unterschriften zusammenbrachte. Initiiert hat sie Christophe Greber, der für die zentristische Partei MoDem im Stadtrat von Puteaux sitzt, einer der Gemeinden, auf deren Gebiet das Geschäftsviertel La Défense liegt.

Christophe Greber

12/10/2009

 "Wir sind nicht Jean Sarkozys Versuchskaninchen! Er darf nicht auf unsere Kosten seine Krallen an uns wetzen! Wir wollen an der Spitze dieses öffentlichen Unternehmens eine Person mit Erfahrung und Kompetenz, denn dies ist eine enorme Aufgabe. Es handelt sich um die Verwaltung von 150.000 Angestellten, 200.000 Einwohnern und einer Million Menschen, die die öffentlichen Verkehrsmittel in La Défense benutzen. Das ist keine Kleinigkeit!"

Das Pariser Geschäftsviertel La Defense ist das größte Europas. 2500 Firmen haben dort ihren Sitz, darunter mehrere französische Großkonzerne.