Christine Siebert
Artikel vom 15.10.2009 Letzte Aktualisierung am 15.10.2009 16:24 TU
Beim Abbau der seit mehr als 40 Jahren betriebenen Atomanlage in Cadarache sind in einem abgedichteten Behälter 39 Kilo Plutoniumstaub entdeckt worden. Das teilte die Atomsicherheitsbehörde ASN in Paris mit. Die Betreiber hatten lediglich mit acht Kilo gerechnet. Nach Informationen der Umweltorganisation Greenpeace würde diese Menge für etwa fünf Atombomben ausreichen.
Die ASN ordnete an, die Arbeiten an der Anlage umgehend einzustellen. Es herrscht Gefahrenstufe zwei auf der siebenstufigen internationalen Skala.
Große Mengen Plutonium am selben Ort können zu einer gefährlichen Kettenreaktion führen", sagte Alain Delmestre, Vizechef der ASN. In einem solchen Fall könnten Menschen tödlich verstrahlt werden.
Die Atomsicherheitsbehörde wirft dem Betreiber CEA vor, den Zwischenfall nicht rechtzeitig gemeldet zu haben. "Es sieht so aus, als ob es schon im Juni bekanntgeworden sei, aber wir erst im Oktober informiert wurden", sagte Delmestre. Der Fall sei deswegen der Staatsanwaltschaft gemeldet worden.
Umweltminister Jean-Louis Borloo zeigte sich schockiert über die verzögerte Bekanntgabe und forderte Aufklärung.
Atomkraftgegner werfen den Betreibern und der Regierung schwere Versäumnisse vor. "Dies ist einer der schlimmsten Vorfälle seit langem in einer Atomanlage", betonte Greenpeace-Chef Yannick Rousselet. Die Betreiber seien offenbar nicht in der Lage, mit dem Plutonium angemessen umzugehen.
Und für Stéphane Lhomme, Sprecher des französischen Atomkraftgegner-Netzwerks "Sortir du nucléaire", beweisst diese Affäre aufs Neue, dass "Transparenz" in der französischen Atomindustrie ein Ding der Unmöglichkeit sei:
Die Nuklearindustrie entzieht sich also per Definition der Kontrolle der Bürger. Zusätzlich zu den Risiken und dem Problem der radioaktiven Abfälle ist diese mangelnde Kontrolle einer der Gründe, warum wir das Ende der Atomindustrie fordern"
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