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Atomkraftwerke

EPR auf dem Prüfstand

 Ulrike Sachweh

Artikel vom 03.11.2009 Letzte Aktualisierung am 03.11.2009 13:48 TU

Ein Atomkraftgegner mobilisiert gegen den EPR.(Photo : AFP)
Der Bau der ersten Europäischen Druckwasserreaktoren in Frankreich und Finnland hat erneut einen Rückschlag erlitten. Die Atomaufsichtsbehörden in Großbritannien, Frankreich und Finnland fordern eine Nachbesserung des Konzepts. Der Grund: Sicherheitsmängel im Kontrollsystem der Reaktoren. Atomkraftgegner werfen den französischen Behörden schwere Versäumnisse bei der EPR-Genehmigung vor.

Die Atomaufsichtsbehörden kritisierten in einer gemeinsamen Erklärung, dass beim EPR das normale Reaktorkontrollsystem und das für Notfälle eingerichtete Sicherheitssystem anders als vorgesehen nicht voneinander getrennt seien. Damit bestehe die Gefahr, dass
beide Systeme gleichzeitig ausfallen könnten. Bei einem Unfall könnte damit die Kontrolle über den Reaktor verloren gehen. Der französische Hersteller Areva müsse deshalb die ursprüngliche Konzeption des EPR verbessern.
    
Für Areva ist die Sicherheit des Reaktors nicht in Frage gestellt. Wie der französische Energiekonzern EDF, der den Bau des französischen
EPR-Kraftwerks in Flamanville am Ärmelkanal in Auftrag gegeben hat,
erwartet Areva durch die Mängel keine weiteren Bauverzögerungen.
    
Atomkraftgegner forderten umgehend die Einstellung des EPR-Programms. Es sei "alarmierend", dass der Bau der Kraftwerke in Finnland und Frankreich offenbar ohne ausreichende Sicherheitsprüfung genehmigt worden sei, sagte Yannick Rousselet von Greenpeace France. Die französische Atomaufsicht ASN verweise nun selbst darauf, dass es sehr schwierig oder gar unmöglich sei, den Fehler zu beheben.
    
Für die Organisation Sortir du nucléaire ist die Kompetenz der ASN "zutiefst in Frage gestellt". Jahre nach der EPR-Genehmigung habe die Behörde erst jetzt Bedenken geäußert, nachdem die britische Atomaufsicht auf den Fehler im Kontrollsystem hingewiesen habe. Sie sei damit entweder "unfähig" oder habe "bewusst entschieden, sich zu den Fehlern des EPR in Schweigen zu hüllen, um die Interessen der französischen Atomindustrie nicht zu gefährden".

Der erste EPR-Reaktor in Finnland hätte eigentlich schon dieses Jahr in Betrieb gehen sollen. Wegen zahlreicher Probleme kann er jedoch frühestens 2012 ans Netz gehen. EDF will den französischen Reaktor in Flamanville ebenfalls 2012 in Betrieb nehmen. Frankreich baut vor allem auf den Export der EPR-Technik. Neben vier Kraftwerken in Großbritannien ist auch der Bau von zwei EPR-Anlagen in China geplant. Weltweit verhandelt Areva derzeit über zahlreiche weitere Projekte.