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Deutschland-Frankreich

Premiere unter dem Triumphbogen

 Ulrike Sachweh, Cornelius Wüllenkemper

Artikel vom 11.11.2009 Letzte Aktualisierung am 11.11.2009 14:10 TU

Nicolas Sarkozy und Angela Merkel am 11. November 2009.© Reuters

Eine neue symbolische Geste im deutsch-französischen Verhältnis: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat an diesem 11. November als erster deutscher Regierungschef an den traditionellen Gedenkzeremonien zum Ende des I. Weltkriegs am Pariser Triumphbogen teilgenommen.

Zum ersten Mal erklang hier bei dieser Gelegenheit auch die deutsche Nationalhymne, und französische Soldaten standen neben deutschen Soldaten Spalier. Angela Merkel und Nicolas Sarkozy legten gemeinsam und in Begleitung zweier Kinder aus Deutschland und Frankreich ein Blumengesteck am Grabmal des Unbekannten Soldaten unter dem Triumphbogen nieder.

Man wartete auf eine bewegende Geste, wie die von Präsident François Mitterrand und Bundeskanzler Helmut Kohl, die sich 1984 anlässlich des 70. Jahrestags der Schlacht von Verdun die Hand hielten. Das Bild ist durch die ganze Welt und in die Geschichte eingegangen.

Die Hände von Staatspräsident Sarkozy und Bundeskanzlerin Merkel haben sich heute erst berührt, als sie gemeinsam die ewige Flamme über dem Grab des unbekannten Soldaten neu entfacht haben. In ihrer anschließenden Rede sagte Merkel: "Frankreich hat Deutschland die Hand zur Versöhnung gereicht, Deutschland wird das nie vergessen". Sie zeigte sich berührt, dass in Frankreich viele Menschen den 20. Jahrestag des Mauerfalls mitgefeiert haben. "Beide Gedenktage mahnen uns, stets für Frieden und Freiheit einzutreten und unsere Werte zu verteidigen: Demokratie, Menschenrechte, europäische Solidarität und transatlantische Partnerschaft", fügte die Bundeskanzlerin hinzu. Am Ende ihrer Rede wagte sie einige französische Worte.

Angela Merkel

11/11/2009

Offensichtlich fehlt es der Kanzlerin noch etwas an Übung.

Nicolas Sarkozy nannte Merkels Anwesenheit ein Zeichen für den Willen beider Völker, den Schrecken des Krieges nicht zu vergessen. Die deutschen Mütter hätten denselben Schmerz vor den Särgen ihrer Söhne gespürt wie die französischen. Der Präsident erinnerte an die Soldaten, die in dem "mörderischen Wahn" des Ersten Weltkrieges  ihr Leben geopfert hätten. Er setzte in seiner Ansprache den Akzent auf eine dauerhafte deutsch-französische Freundschaft.

Nicolas Sarkozy

11/11/2009

Die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich ist ein Schatz. Wir schulden unseren Eltern, die so sehr gelitten haben, diesen Schatz zu bewahren und weiterzutragen. Wir schulden es auch den Europäern und allen Völkern dieser Welt. Ohne die Vergangenheit zu vergessen, haben unsere beiden Völker beschlossen, gemeinsam in die Zukunft zu blicken. Frau Bundeskanzlerin, indem Sie die Einladung Frankreichs angenommen haben, haben Sie eine historische Geste vollzogen, die Frankreich und die Franzosen ehrt. Sie sind heute als eine gute Freundin Frankreichs empfangen worden. Es lebe Frankreich, es lebe Deutschland, es lebe die Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern, die nie wieder Krieg erfahren sollen.

Der 11. November ist bis heute ein wichtiger Feiertag in Frankreich. In diesem Jahr waren erstmals keine Veteranen des Ersten Weltkriegs mehr dabei. Der letzte französische Veteran war im vergangenen Jahr gestorben.

Nicolas Sarkozy hatte die Idee, den Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges zu einem deutsch-französischen Feiertag zu machen. Sie stößt allerdings in Paris selbst auf Zurückhaltung. Nicht nur der Oppositionspolitiker François Bayrou sprach sich dagegen aus, sondern auch der amtierende Verteidigungsminister Hervé Morin.

Der Historiker Etienne François zur Bedeutung des 11. November in Frankreich, zur Teilnahme der Bundeskanzlerin an der Zeremonie und zum Vorwurf der Geschichtsmanipulation

11/11/2009 Cornelius Wüllenkemper