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Minarett-Verbot

Schweizer Votum in Frankreich kritisiert

 Günter Liehr, Ulrike Sachweh

Artikel vom 01.12.2009 Letzte Aktualisierung am 01.12.2009 11:05 TU

© Reuters
Das Schweizer Bau-Verbot für Minarette erregt auch in Frankreich die Gemüter, dem Land, in dem die Muslime mit rund 6 Millionen Menschen die größte Gemeinschaft innerhalb Europas bilden.

Politiker aus dem Regierungslager und aus der Opposition kritisierten das Schweizer Abstimmungsergebnis. Außenminister Bernard Kouchner sprach von der «Unterdrückung einer Religion», der Sprecher der Sozialisten Benoît Hamon von einer «beunruhigenden Entscheidung». In Frankreich würde eine Abstimmung anders ausfallen, hier habe die Eingliederung von Muslimen Tradition, erklärte er. Scharfe Kritik kam auch von dem Grünen-Politiker Noël Mamère.

Noël Mamère

01/12/2009

Das Ergebnis dieser Abstimmung ist sehr beunruhigend, was den Status der Muslime in Europa betrifft. In einem Moment, da die französische Regierung eine Kampagne zur nationalen Identität lanciert, bei der es um die Immigration geht, nach dem Gesetz über das Kopftuch und in Erwartung der Verordnung über die Burka, kann man befürchten, dass dieses Schweizer Votum weitere Kreise in Frankreich zieht, und dass gewisse dubiose Politiker wieder einmal die Präsenz der Muslime in unserer Gesellschaft instrumentalisieren!

Nur die rechtsradikale Partei Front National begrüßte das Minarett-Verbot. Die Vizechefin der Partei Marine Le Pen forderte ebenfalls eine
Volksabstimmung.

In Frankreich zählt man bislang weniger als ein Dutzend Minarette. Die meisten Moscheen sind nicht mehr als schlichte Gebetsräume, etwa im Erdgeschoss von Sozialsiedlungen oder in Sälen am Stadtrand. Die Große Moschee von Paris hat mit ihrem30 Meter hohen Minarett den höchsten Turm. Öffentliche Muezzin-Rufe sind in Frankreich verboten, weil sie als Ruhestörung gelten.

Die größte Moschee Frankreichs soll im kommenden Jahr in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille gebaut werden. Dort leben etwa 200 000 Muslime, das ist etwa ein Viertel aller Einwohner. Der 22 Millionen teure Bau, in dem bis zu 7000 Menschen Platz haben sollen, wird nach den jetzigen Plänen auch zwei Minarette bekommen. Auch ein Gebetsruf ist vorgesehen: Allerdings nur in Form eines Lichtsignals.