Ulrike Sachweh
Artikel vom 07.01.2010 Letzte Aktualisierung am 07.01.2010 11:17 TU
Der Chef des französischen Rechnungshofs, Philippe Séguin, ist im Alter von 66 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Präsident Nicolas Sarkozy würdigte ihn als eine der großen Persönlichkeiten und Stimmen der Republik. Im Ausland war er kaum bekannt. In Frankreich gehörte er seit den 80er Jahren zu den bekanntesten und beliebtesten Politikern des Landes.
Der in Tunis geborene Séguin war ein überzeugter Gaullist. Seine politische Karriere begann 1973 unter Präsident Georges Pompidou. 24 Jahre lang war er lothringischer Abgeordneter in der Nationalversammlung, 14 Jahre lang Bürgermeister des Vogesenstädtchens Epinal. In den 80er Jahren war er Arbeits- und Sozialminister. Anfang der 90er Jahre zählte er zu den Hauptgegnern des Maastricht-Vertrags. Er fürchtete, die EU werde die Unabhängigkeit Frankreichs beeinträchtigen. Séguin war von 1993 bis
1997 Präsident der Nationalversammlung und anschließend Vorsitzender der gaullistischen Partei RPR. 2002 hatte er sich aus dem politischen Geschäft zurück gezogen, ein Jahr nachdem er die Wahl zum Pariser Bürgermeister gegen Bertrand Delanoë verloren hatte. Seit 2004 stand er dem Rechnungshof vor.
Schlagzeilen machte er im vergangenen Sommer, als der Rechnungshof - auf Wunsch von Sarkozy - das Budget des Élysée kontrollierte. Dabei kamen zahlreiche Ausgaben zu Tage, die für scharfe Kritik sorgten. Sarkozy musste etwa 14 000 Euro Auslagen für private Ausgaben zurückzahlen. Der Rechnungshof kritisierte unter anderem die hohen Ausgaben für die Schlösser, die dem Präsidenten zur Verfügung stehen, aber kaum genutzt werden.
Die Bestürzung über den plötzlichen Tod dieses "integren" Politikers und Fußballfans ist groß, in allen Lagern. Séguin war von Freunden und Gegnern gleichermaßen geschätzt. Unter anderem als Mann, der auch Nein sagen konnte und keine Kompromisse einging, die nicht seinen Überzeugungen entsprachen.
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