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Französische Überseegebiete

Volksbefragung zu mehr Autonomie

 Ulrike Sachweh

Artikel vom 08.01.2010 Letzte Aktualisierung am 11.01.2010 09:46 TU

Demonstration in Fort-de-France, der Hauptstadt von Martinique, 2. März 2009.( Photo : AFP )
Ein Jahr nach den lang anhaltenden sozialen Unruhen in mehreren französischen Übersee-Départements haben die Bewohner der Karibikinsel Martinique und des südamerikanischen Guayana am Sonntag gegen mehr Autonomie vom Mutterland gestimmt.

Wie das zuständige Ministerium in Paris am Montag mitteilte, stimmten in Martinique fast 79 Prozent der Wähler mit Nein, in Französisch-Guayana waren es knapp 70 Prozent. Die Wahlbeteiligung war gering: in Martinique lag sie bei gut 55 Prozent, in Französisch-Guayana bei rund 48 Prozent.

Bisher haben Martinique und Französisch-Guayana als Départements denselben Status wie Regierungsbezirke im Mutterland. Auch nach der Änderung wären sie im Prinzip unter der schützenden Hand des französischen Staates gebleiben, hätten aber mehr Spielraum in lokalen Angelegenheiten bekommen.

Die wirtschaftliche Lage ist alles andere als rosig. Martinique mit 400.000 Einwohnern ist zwar ein beliebtes Urlaubsziel für Franzosen und auch ein Bananen- und Rum-Exporteur, doch die Arbeitslosenquote liegt bei über 22 Prozent. In Guayana, das von der Fläche her größer als Österreich ist, aber gerade mal 200.000 Einwohner hat, sind es mehr als 20 Prozent. Das Gebiet nördlich von Brasilien besteht zu 96 Prozent aus Tropenwald und ist vor allem durch die Abschussrampe der Ariane-Raketen im europäischen Weltraumbahnhof Kourou bekannt.

Umfragen sagen in Martinique ein klares "Nein" gegen die Statusänderung voraus, in Guayana wird ein knapper Ausgang erwartet.

Auf Guadeloupe, der Nachbarinsel von Martinique, wo die Proteste gegen hohe Lebenshaltungskosten und niedrige Löhne im Januar 2009 begonnen hatten, wird gar nicht erst abgestimmt. Dort gärt es wieder, nachdem durch die Proteste vergangenes Jahr Lohnerhöhungen für Geringverdiener von 200 Euro durchgesetzt worden waren. Die Bewegung LKP rief ab dem 20. Januar erneut zum Generalstreik auf, nachdem die Spritpreise zu Jahresbeginn wieder deutlich erhöht wurden.