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Erdbeben

Hilfe für Haïti. Erste Franzosen ausgeflogen

 Ulrike Sachweh

Artikel vom 14.01.2010 Letzte Aktualisierung am 15.01.2010 15:54 TU

(Credit: Reuters)
Die internationale Hilfe in Haïti ist angelaufen. Zahlreiche Länder brachten am Mittwoch Hilfsgüter, Rettungsteams und Material auf den Weg in den Karibikstaat. Die Zahl der Opfer des Erdbebens ist weiter unbekannt. Die USA und Frankreich treten für eine internationale Konferenz ein.

Präsident Réné Préval, der am Flughafen von Port-au-Prince die internationale Hilfe koordinierte, wollte sich zunächst nicht zur Zahl der Opfer äußern. Haitis Regierungschef Jean-Max Bellerive sagte dem US-amerikanischen Fernsehsender CNN, die Zahl der Toten könne "deutlich über 100.000" liegen. Auch mehrere Minister wurden vermisst, Parlamentspräsident Kelly Bastien war unter den Trümmern des Parlaments verschüttet. Laut Préval war unter den Toten auch der Chef der UN-Friedensmission in Haiti (MINUSTAH), der Tunesier Hedi Annabi. Er sei beim Einsturz des UN-Hauptquartiers getötet worden.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach in New York von einer Tragödie für Haiti und die UNO, die mindestens 16 Mitarbeiter beim Einsturz ihres Hauptquartiers in Port-au-Prince verlor; Dutzende weitere wurden verletzt.

Auf dem Flughafen Port-au-Prince trafen am Mittwoch erste Militärflugzeuge mit Hilfsgütern ein. Die USA schickten einen Flugzeugträger, weitere Schiffe, Flugzeuge und Hubschrauber. Zahlreiche Länder entsandten Such- und Bergungsteams sowie Spürhunde. Frankreich entsandte mehrere Flugzeuge in die Region, an Bord auch der Entwicklungsstaatssekretär Alain Joyandet, der die Hilfen koordinieren soll. Zudem kündigte Frankreich an, die Abschiebung illegaler Einwanderer aus Haïti wegen des Erdbebens auszusetzen. 91 Franzosen sind am Donnerstag aus Haïti ausgeflogen worden. Die französischen Staatsbürger wurden auf die französische Antilleninsel Martinique in Sicherheit gebracht, wie Frankreichs Regierungschef François Fillon mitteilte. Drei Flugzeuge der französischen Armee hätten vierzig Sicherheitskräfte und drei Tonnen Frachtgut nach Port-au-Prince gebracht. Auf dem Rückweg hätten sie die Franzosen mitgenommen. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, trugen die Geretteten teils Verbände und standen
augenscheinlich unter Schock. Am Donnerstag galten noch 60 französische Staatsbürger als vermisst. Prâsident Nicolas Sarkozy will zusammen mit den Vereinigten Staaten, Brasilien und Kanada eine Hilfskonferenz für den völlig verarmten Karibikstaat organisieren.
    
Die französische Fluggesellschaft Air Caraïbes, die normalerweise viermal wöchentlich zwischen Port-au-Prince und Paris fliegt, will vergünstigte Flüge auf die Insel anbieten. Sobald der Flughafen in Port-au-Prince wieder für Linienflüge geöffnet sei, werde die Airline Sonderpreise anbieten, teilte das Unternehmen mit. Es wolle den Haitianern damit helfen, "nach Haiti zu kommen oder es zu verlassen".

Auch die französischen Künstler haben für die Haiti-Hilfe mobil gemacht. Der "Weltmusiker" Youssou N'Dour aus dem Senegal, der armenischstämmige Chansonstar Charles Aznavour und etwa vierzig weitere Künstler wollten am Freitag in Paris zusammen ein Stück aufnehmen. Ab Montag soll das Lied Un geste pour Haïti Chérie
mit einem Spendenaufruf auf allen Sendern laufen. Der Rapper Kery
James, dessen Eltern aus Haiti stammen, kündigte für Mitte Februar
ein Benefizkonzert in Paris an. Der Regisseur Robert Hossein und seine Theaterkollegen wollen die gesamten Einnahmen aus einer Aufführung in der kommenden Woche spenden.