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Literatur

Der kleine Prinz im Comic-Format

 Elke Buscher

Artikel vom 22.01.2010 Letzte Aktualisierung am 22.01.2010 14:40 TU

© Verlag Carlsen
Vor 60 Jahren ist Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry zum ersten Mal auf Deutsch erschienen. Knapp 9 Millionen Mal hat sich das Buch weltweit verkauft, weit mehr Menschen haben es gelesen. Nun ist die Geschichte als Graphic Novel erschienen. Joann Sfar, der gerade in Frankreich mit seinem ersten Film über die Chanson-Ikone Serge Gainsbourg Furore macht, hat sich an das literarische Monument gewagt.

Für die, die Le petit prince nicht kennen, hier kurz die Handlung: Ein in der Wüste abgestürzter Pilot begegnet dem namengebenden kleinen Prinzen, einem Jungen mit goldblondem Haar und grünem Gewand. Die beiden freunden sich an, und der kleine Prinz beginnt zu erzählen. Von seinem winzig kleinen Planeten, auf dem es drei Vulkane gibt und eine etwas eingebildete Rose. Weil er mit dieser Streit hatte, hat er diese Reise begonnen, erst zu anderen Planeten, wo er unter anderen den König ohne Untertanen trifft, den Geschäftsmann, der alle Sterne als seinen Besitz ansieht, oder den Geographen, der nie selbst forscht, sondern nur aufzeichnet, was andere ihm berichten. Schließlich landet er auf der Erde, wo er einen Fuchs zähmt, den der Autor Saint-Exupéry die unvergesslichen Worte sprechen lässt: „Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar. Man sieht nur mit dem Herzen gut". Und bald darauf begegnet er dem Piloten, von dem er verlangt, ein Schaf zu zeichnen.

Joann Sfar, einer der bekanntesten und profiliertesten Comiczeichner der Gegenwart, rückt vom Inhalt dieses modernen Klassikers nicht ab. Oberflächlich scheint es sogar, als hätte Sfar das Werk originalgetreu in seinen mit feinen Strichen gezeichneten Bildern wiedergegeben. Szene für Szene folgt er der Erzählung. Doch nach kurzer Lektüre werden Unterschiede deutlich. Während dem Original, das von Saint-Exupéry selbst illustriert wurde, durchgängig etwas Märchenhaftes innewohnt, merkt man schnell, dass das Werk Sfars in zwei Ebenen zerfällt. Zwar gibt es auch bei ihm das Märchenhafte, ja geradezu Phantastische, wenn er in seinen Bildern die Welt – oder besser: das Universum - des kleinen Prinzen beschreibt. Doch neben dem Märchenhaften zeigt er die realistische Not des in der Wüste abgestürzten Piloten, dessen Flugzeug kaputt ist, der es nicht reparieren kann und den man verschwitzt und erschöpft an seiner Zigarette ziehen und feststellen sieht, dass er bald verdurstet. So schafft Sfar sowohl für den Prinzen-Kenner als auch für den neuen Leser eine zusätzliche Dimension und einen Bezug zur Wirklichkeit, die es im Original so nicht gibt.

In Frankreich wurde der Band 2008 beim wichtigsten europäischen Comicfestival in Angoulême als beste Graphic Novel für junge Leser ausgezeichnet.

Das Buch ist im Carlsen Verlag erschienen und wurde von Kai Wilksen übersetzt.