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Revue de presse Donnerstag 14. Januar 2010

Das Inferno von Haiti

 Günter Liehr

Artikel vom 14.01.2010 Letzte Aktualisierung am 14.01.2010 15:07 TU

Das Haiti-Drama dominiert heute natürlich sämtliche Titelseiten.

LIBERATION hat gleich eine Sondernummer mit der Schlagzeile "Terre maudite" - verfluchtes Land - herausgebracht, in der das Martyrium der einstmals so genannten "Perle der Antillen" nachgezeichnet wird.

Acht Sonderseiten auch im PARISIEN unter dem Titel "Haiti anéanti" - Haiti ausgelöscht. Einige Vorher-nachher-Fotos deuten das Ausmaß der Katastrophe an: Der stolze Präsidentenpalast, die Kathedrale von Port-au-Prince, die zwei herausragenden Symbole dieser Armutsrepublik, zusammengekracht und vernichtet.

Ein weinendes Kind auf der ersten Seite des FIGARO, dazu die Schlagzeile "Haiti, la tragédie" - Haiti, die Tragödie. Zehntausende von Opfern könne das Erdbeben der Stärke 7 vom Dienstag gefordert haben, mutmaßt die konservative Zeitung.

Das Sensationsblatt FRANCE SOIR setzt die Opferzahl höher an: Mehr als 100.000 Tote seien in Haiti zu beklagen. "Wir haben kein Land mehr! Als ich den Fernseher angestellt habe, hatte ich einen Schock" - so zitiert die Zeitung einen in Paris lebenden haitianischen Taxifahrer.

Unter den vielen Toten auf der Unglücksinsel ist auch der Erzbischof von Port-au-Prince, Monseigneur Serge Miot - diese Information ist der Zeitung LA CROIX einen eigenen Kasten wert, aber es handelt sich hier natürlich um ein katholisches Blatt.

"Tot, Verzweiflung und Zerstörung" - so die Schlagzeile von LE MONDE. Zitiert wird der französische Botschafter in Haiti, der beschreibt, was er auf seinem Weg durch das Inferno gesehen hat: Straßen voller Leichen, Beine oder Arme, die aus Haufen von Metall und Beton herausragen, komplett zerstört das Gebäude der französischen Botschaft, aber auch sonst so gut wie kein Haus, das dem Erdstoß standgehalten hat. Zwei Millionen Menschen hätten kein Dach mehr überm Kopf und müssten dringend untergebracht werden.

"Wie können die Mächtigen dieser Welt rechtfertigen, jeden Tag kolossale Summen für Rüstung oder Kriege zu vegeuden oder dazu einsetzen, um die großen Bankiers dieser Welt zu retten, wenn sie gleichzeitig wie in Haiti ganze Völker in absoluter Armut belassen?" fragt der Leitartikler der kommunistischen Zeitung L'HUMANITE und erinnert daran, dass von den 12 Millionen Einwohnern des Landes fast vier Fünftel mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen müssen.