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Revue de Presse Montag, 18. Januar 2010

Haiti, Paris und die USA

 Siegfried Forster

Artikel vom 18.01.2010 Letzte Aktualisierung am 18.01.2010 11:15 TU

Das Chaos

"Le Chaos" titelt LIBERATION und bemerkt, dass "die UNO sich ganz offensichtlich Gedanken machen muss, wie sie und Nicht-Regierungs-Organisationen im Ernstfall schneller und besser koordiniert Hilfe leisten können."

Eine Woche nach dem Erdbeben auf Haiti beschäftigt die katastrophale Lage die französischen Tageszeitungen immer noch auf Seite Eins.

Haiti, Paris und die USA

"Haîti, Paris et les Etats-Unis" stehen im Mittelpunkt des Editorials bei LE FIGARO. "Die Entsendung von 10.000 GI und 100 Millionen US-Dollar, die Kontrolle des Flughafens in Port-au-Prince, die zeitweise Zurückweisung nicht-amerikanischer Flugzeuge, darunter auch französischer Maschinen, das ist nicht nach dem Geschmack aller. Aber wir sollten uns trotzdem über die amerikanische Reaktion freuen" kommentiert das konservative Blatt.

Wettbewerb diplomatischer Egos

"Avec eux" - "Mit ihnen" lautet der Titel des Leitartikels bei LA CROIX. Das katholische Wochenblatt empört sich darüber, dass die Hilfslieferungen nicht einhellig begrüßt, sondern teilweise skeptische kommentiert werden: "Der Esprit der Polemik ist bereits zu normalen Zeiten abscheulich, aber er ist unerträglich, wenn es um das Entsetzen geht. Wie der Konkurrenzkampf zwischen den Nationen doch deplaziert erscheint: der eine fordert für sich ein, die meiste Hilfe geliefert zu haben, der nächste beansprucht, den größten Teil sichergestellt zu haben... Die Vereinten Nationen, die vom Erdbeben voll getroffen worden sind, müssen wieder die Zügel in die Hand nehmen, aber die UNO braucht Zeit, um neue Strukturen zu schaffen. Unterdessen sollten wir uns darüber freuen, dass die Amerikaner ein großes Budget an Dollar und Einsatzkräften opfern, um dem Chaos auf Haiti beizukommen. Es gibt keine Zeit zu verlieren beim Wettbewerb der diplomatischen Egos."

Hilfe oder Soldaten?

Für L'HUMANITE stellt die Art und Weise der Hilfslieferungen durchaus brisante politische Fragen: "De l'aide ou des marines?" Mit anderen Worten: "Schicken die USA Hilfe oder vor allem ihre Soldaten". Für das kommunistische Blatt beinhaltet die militärische Kontrolle des Flughafens auf Haiti durch die Amerikaner auch "kontraproduktive Elemente und geostrategische Hintergedanken."

Rony Brauman: Kein öffentlicher Dienst für private Interessen!

Für Rony Brauman, den früheren Präsidenten von "Ärzte ohne Grenzen" ist man auch in Frankreich dabei, bestimmte Grenzen zu überschreiten. In FRANCE SOIR macht er seinem Unmut Luft. Insbesondere kritisiert er, dass das öffentliche französische Fernsehen gemeinsam mit der NGO Fondation de France für Spenden wirbt und Aktionen startet: Brauman "Es gibt eine Grenzüberschreitung, wenn ein öffentliches Medium sich in den Dienst einer Nicht-Regierungs-Organisation oder einer privaten Einrichtung stellt... wir hatten das bereits bei der Tsunami-Katastrophe gesehen und ich empfand das als äußerst schockierend und pervers, denn dadurch verlieren die Journalisten ihre Distanz gegenüber den Themen ihrer Berichterstattung. Ich finde, dass der öffentliche Dienst nicht in den Dienst einer anderen Sache gestellt werden darf."

35-Stunden-Woche: 10 Jahre danach

"Dix ans après" - "Zehn Jahre danach". Was damals als Revolution der Arbeitswelt und als Wunderwaffe im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit angepriesen worden war, erweist sich im Rückblick als zweischneidiges Schwert: "Le bilan mitigé des 35 heures". "Die zwiespältige Bilanz der 35-Stunden-Woche" titelt LE PARISIEN und bringt die zwei Lager mit den Worten auf den Punkt: "Für manche - wie den Sozialisten Pierre Moscovici - 'eine historische soziale Errungenschaft', für andere - wie für Laurence Parisot, die Präsidentin des Arbeitgeberverbandes, eine 'nationale Katastrophe'." Die 34jährige Managerin Catherine Blairon berichtet von einer "4-Tage-Woche, die mir Zeit lässt, mich um meine drei Kinder zu kümmern". Aber die Tage, an denen ich arbeite, arbeite ich praktisch ohne Pause 12 Stunden am Stück. Das ist der Preis dafür." Auch der 30jährige Heizungsingenieur Abdoul Itrisso schwärmt von "mehr Zeit für meine Kinder" und schildert, dass "dank der 35-Stunden-Woche ist das Privatleben nicht mehr tabu im Unternehmen".

"Nicht mehr viel Biss"

Die kommunistische HUMANITE zitiert eine Umfrage, nach der "für 53 Prozent der Franzosen die 35-Stunden-Woche keinen Nachteil für die Unternehmen bedeutet." Fazit von L'HUMA: "Die 35-Stunden-Woche hat zehn Jahre auf dem Buckel, aber nicht mehr viel Biss".