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Revue de presse Freitag, 15. Januar 2010

Haiti zwischen Horror und Hoffnung

 Carmen Lünsmann

Artikel vom 15.01.2010 Letzte Aktualisierung am 15.01.2010 11:20 TU

Bilder und Berichte des Grauens liefern die Sonderberichterstatter der landesweiten Zeitungen heute. Die Erdbebenkatastrophe von Haiti erschüttert in Frankreich die gesamte Presselandschaft.

 

Wie ein Land im Kriegszustand

 

So beschreibt FRANCE SOIR die Lage vor Ort. Aufgereiht liegen Dutzende Körper nebeneinander auf der Straße. In einem sechsseitigen Sonderbericht erzählt FRANCE SOIR die Tragödie von Haiti, berichtet vom Leid der Bevölkerung, aber auch von den französischen Opfern und ersten Hilfsmaßnahmen.

 

Die Welt steht unter Schock, konstatiert LE PARISIEN und zeigt eine Bevölkerung "im Herzen der Verzweiflung", so die Schlagzeile. Frauen mit ihren Kindern, ihrer Habe beraubt, einer ungewissen Zukunft entgegenblickend.

 

Haitis Fluch

 

In Haiti ist alles schlimmer als anderswo, stellt PARIS NORMANDIE aus Rouen fest. Wirbelstürme hinterlassen dort mehr Opfer, Erdstöße größere Schäden, aber auch Tyrannen richten dort ein bisschen mehr Blutbäder an. Seit einigen Jahren versucht man, die Fehler der Vergangenheit zu beheben. Aber selbst mit Hilfe der UN-Soldaten, selbst vor dem Erdbeben, schien das Unterfangen hoffnungslos, so sehr haben die Strukturen des Landes im Laufe der Jahre gelitten. Deshalb müssen die Haitianer gestern gemischte Gefühle gehabt haben, als sie gehört haben, dass die ganze Welt sich für sie engagiert. Zwischen der Hoffnung, dass die Welt sich wirklich um sie kümmert, und Angst... vor dem Fluch, so die Regionalzeitung aus dem nordfranzösischen Rouen.

 

Nach dem Chaos der Wiederaufbau

 

"Bitte lasst uns nicht allein" - ein flehender Hilferuf ereilt den Leser auf der Titelseite von LIBERATION. Die Weltgemeinschaft stehe vor einer riesigen Aufgabe, nimmt die linksliberale Zeitung vor allem die Regierungen in die Pflicht. In einem Land, in dem die Infrastrukturen geschwächt, die Armut ein Massenproblem und die politische Macht dezimiert seien, sei die Organisation von Hilfe das Wichtigste. Haiti müsse das wichtigste Anliegen der Welt sein und es lange bleiben, auch wenn die Fernsehkameras irgendwann abgezogen seien. Denn nach der Ersten Hilfe werde man natürlich den Wiederaufbau der Insel angehen müssen. Haiti, das vom Fluch der Geschichte verfolgt wird, wird nicht ohne ein breites internationales Hilfsprogramm wieder auf die Beine kommen, das dem Ausmaß der Tragödie entspricht, die es gerade vernichtet hat."

 

Pflicht zur Hilfe

 

"Tod, Verzweiflung und Ruinen", titelt LE MONDE angesichts der verheerenden Auswirkungen der Katastrophe. "Plötzlich haben alle Medien dieser Welt über Haiti berichtet. Die Großen dieser Welt traten vor Mikrofone und Kameras, um ihre Solidarität zu äußern. Doch schon vor der Katastrophe haben engagierte Schriftsteller auf die Notlage in Haiti aufmerksam gemacht, doch sie sind auf taube Ohren gestoßen. Dass Haiti zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, fällt der übrigen Welt nur auf, wenn es von einer Naturkatastrophe heimgesucht wird. Einige Sondersendungen lang wird Mitgefühl geäußert, dann vergisst man, bis zu einer neuen Aktualität. Doch diesmal darf das nicht passieren. Eine Hauptstadt ist zum großen Teil zerstört worden, eine französischsprachige Stadt mit mehr als zwei Millionen Einwohnern, die 1792 von Franzosen gegründet wurde. Diese Verbindungen, die auch der französische Staatschef Nicolas Sarkozy erwähnt hat, sind für uns eine Verpflichtung, genauso wie sie die USA in die Pflicht nehmen", schließt LE MONDE seinen eindringlichen Appell.