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Europaglosse vom 16. September 2009

Kakadu der internationalen Politik

 Mechthild Baumann

Artikel vom 16.09.2009 Letzte Aktualisierung am 16.09.2009 12:42 TU

(Photo : Reuters)
Es gibt Neues vom popowackelnden Kakadu. Sie denken an Helge Schneider? Künstler und Ulknudel? Nein, den meine ich nicht. Ich rede von dem, der ab heute den Vorsitz der UNO-Vollversammlung führt, Muammar al-Gaddafi. Helge Schneider möge mir den Vergleich verzeihen, aber auf manchen Fotos sehen er und der lybische Revolutionsführer Gaddafi sich etwas ähnlich. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass es sogar noch mehr - zumindest scheinbare – Ähnlichkeiten gibt.

Wetten, mir fällt zu jedem von Helge Schneiders Klamauktiteln eine wahre Geschichte von Muammar al-Gaddafi ein?

- Katzeklo, ja das macht die Katze froh -

Auch Gaddafi ist froh. Eine Woche lang feierte er kürzlich den 40. Jahrestag des Putsches, der ihn an die Macht gebracht hat. Er schaffte den Staat ab, unterstützte den internationalen Terrorismus und besaß Massenvernichtungswaffen. Von letzteren distanzierte er sich. Seitdem sind auch viele, viele Staaten aus Amerika, Afrika und Europa froh, weil sie endlich sein Öl kaufen können!

 - Das scharlachrote Kampfhuhn -

Mal in schnittiger Uniform mit zahlreichen Abzeichen, mal in bunten und wallenden Gewändern, mal mit Fotos auf der Brust, die lybische Märtyrer abbilden – der Diktator hat viele Facetten. Doch wehe dem, der den gewandten Gewandträger unterschätzt!

- Der Scheich mit der Hundehaarallergie -

Ob Gaddafi auch eine Allergie hat? Oder warum campiert er immer im Zelt, wenn er jetzt, als international akzeptierter Staatsgast, unterwegs ist? Das riesige Beduinenzelt ist übrigens Bedingung. Und nur wenn es an prominenter Stelle steht, kommt er auch. Schließlich ist er nicht irgendwer.


- Zieh die aus, Du alte Hippe! -

Das war wohl das Motto der Party, zu der Italiens Ministerpräsident Berlusconi 700 Frauen, und nur Frauen, eingeladen hatte. Eine Party, die er ausschließlich für Gaddafi ausrichtete. Ja, für den Mann, der in den Achtziger Jahren angeblich versuchte, die französische Chefreporterin von France 3 zu vergewaltigen.

 - Doc Snyder hält die Welt in Atem -

Das tut auch Gaddafi, wenn er Schweizer Geschäftsleute in Geiselhaft nimmt. Wenn er internationale Zusagen nicht einhält, wenn er Menschenrechte mit Füßen tritt und wenn er, wie vor wenigen Tagen, vor den Vereinten Nationen beantragt, die Schweiz, unsere lieben schokoladigen, uhrwerkspräzisen Freunde aus den Bergen, wenn er beantragt, die Schweiz aufzulösen und unter den Nachbarstaaten aufzuteilen.

- Agent 00-Schneider auf der Jagd nach Nihil Baxter -

Auch Gaddafi jagt Menschen. Wobei – Jagen ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, zumindest nicht, wenn es um die Flüchtlinge geht, die von seinem Land aus übers Mittelmeer nach Italien flüchten. Sagen wir so: er passt auf, dass niemand sein Territorium verlässt, den Italien nicht haben möchte. Und wenn es doch mal passiert, kümmert sich Gaddafi darum, dass die Flüchtigen schleunigst wieder zurück gebracht werden. Schließlich zahlt Berlusconi dafür.

Wenn man für Gaddafis Klamauk Eintritt zahlen würde und ginge hinterher nach Hause, amüsiert über den schrägen Typen, die witzigen Ideen – die Schweiz auflösen, darauf muss man erst mal kommen! – ja, wenn es sich dabei um eine Vorstellung wie die des Komikers Helge Schneider handeln würde, dann wäre alles in Ordnung. Aber Gaddafi ist keine Fiktion. Dieser Mann kennt keinen Rechtsstaat, keine Menschenrechte und noch weniger die Menschenwürde. Er ist zu einem der beliebtesten Geschäftspartner der Welt avanciert und nimmt sich alles heraus – ohne Konsequenzen. Wie nannte Helge Schneider es? Ein popowackelnder Kakadu. Gaddafi präsentiert sich gerne als popowackelnder Kakadu der internationalen Politik. Und wer lacht jetzt mit?